Die klinische Manifestation des Kurzdarmsyndroms (Syndroma intestini brevis) ist charakterisiert durch eine Trias aus Diarrhoe, Steatorrhoe und der resultierenden Malabsorption, die eine umfassende Mangelversorgung mit essenziellen Makro- und Mikronährstoffen nach sich zieht. Die Intensität und Spezifität der Symptome sind intrinsisch mit den zuvor dargelegten vier Schlüsselfaktoren verknüpft:
- Ausmaß und Lokalisation der intestinalen Resektion: Die Entfernung signifikanter Segmente des Jejunums oder Ileums führt zu einer direkten Reduktion der resorptiven Kapazität, was massive Diarrhoen und Fettstühle zur Folge hat. Der Verlust spezifischer Abschnitte beeinflusst zudem die Absorption korrespondierender Nährstoffe, wobei beispielsweise das Ileum essentiell für die Rückresorption von Gallensäuren und die Absorption von Vitamin B12 ist.
- Präsenz oder Absenz der Ileozökalklappe (Valva ileocaecalis): Der Verlust dieser Klappe begünstigt einen bakteriellen Übertritt aus dem Kolon in den Dünndarm, was die Symptomatik der Diarrhoe verstärken und zusätzlich eine dekonjugierte Gallensäuren-induzierte Fettmalabsorption (Steatorrhoe) bedingen kann.
- Funktionalität des residuellen Dünndarms und assoziierter digestiver Organe: Die verminderte Enzymproduktion und Gallensekretion, insbesondere nach Resektion des Ileums oder bei beeinträchtigter Leberfunktion, resultieren in einer exazerbierten Steatorrhoe und einer Defizienz fettlöslicher Vitamine (A, D, E, K).
- Adaptive Kapazität des verbliebenen Dünndarms: Die Fähigkeit des Restdarms zur morphologischen und funktionellen Adaptation ist entscheidend für die Resorptionskapazität und somit für das Ausmaß der Malabsorption und der damit assoziierten Symptome. Eine unzureichende Adaptation manifestiert sich in persistierenden Diarrhoen, Malabsorption und einer progressiven Malnutrition.
Die Summation dieser Faktoren bedingt ein komplexes klinisches Bild, das von häufigen, wässrigen bis fettigen Durchfällen, einer ausgeprägten Mangelversorgung mit Makro- und Mikronährstoffen, einschließlich Protein-Energie-Malnutrition, Elektrolytstörungen und spezifischen Mangelerkrankungen wie Anämie und Osteoporose, geprägt ist. Die Gewichtsabnahme ist oft ein Begleitsymptom und reflektiert den gravierenden Energie- und Nährstoffdefizit. Die Symptomatik erfordert eine gezielte und individualisierte therapeutische Intervention, um die nutritive Versorgung zu optimieren und die Lebensqualität der Betroffenen signifikant zu verbessern.